Inspiriert durch die vielen Videos im Internet, wie einige Motorradfahrer in den engen Kurven und Spitzkehren am Stilfserjoch, oft durch kleine Fehler im Handling, umfallen, will ich mich hier auch einmal dem Thema Kurvenfahren in Kehren und Spitzkehren widmen und Euch hoffentlich einige hilfreiche Tipps geben. Ich bin sicher nicht der perfekte Kurvenfahrer, aber ich komme die Alpenpässe so halbwegs hoch und runter und bin laufend am Üben und am Verbessern meiner Kurventechnik.
Guckst Du scheiße, fährst du scheiße!
Diesen Spruch haben wir wohl alle schon gehört und er drückt sehr direkt aus, wie wichtig eine gute Blickführung beim Kurvenfahren ist. Doch gehört für eine perfekte Kurvenfahrt noch einiges mehr dazu.
Kein Meister fällt vom Himmel und mit kleinen Übungen kann man sich schon selber wesentlich verbessern, doch sollte man unbedingt auch ein spezielles Kurven- und Schräglagentraining besuchen, wie sie ÖAMTC, ADAC, Fahrschulen und einige private Unternehmen anbieten.
Die Fahrstile LEGEN, DRÜCKEN und HANG-OFF sind bei uns in Europa bekannt, wobei Hang-off, meiner Meinung nach, nur auf die Rennstrecke gehört. Natürlich gibt es immer wieder Motorradfahrer, die die öffentlichen Straßen mit einer Rennstrecke verwechseln und geeignete Kurven zum Knieschleifen mehrmals wiederholt fahren. Was dies der gesamten Motorradgemeinschaft einbringt haben wir ja gesehen, DB-Beschränkungen, Streckensperrungen usw.. Aber das ist ein anderes Thema!
Das Hinterschneiden von Rechtskurven bringt uns sicherer um die Kurve und man kommt am Kurvenausgang dem Gegenverkehr nicht zu nahe. Doch gibt es auch hier einige Dinge zu beachten und es macht einen Unterschied wie ich die Kurve fahre, ob sie einsehbar ist oder nicht.
In den letzten Jahren hört und liest man immer mehr von MOTO GYMKHANA, wo sich auch bei uns in Europa immer mehr Clubs gründen. Ein Motorsport, der ein perfektes Handling des Motorrades in engsten Radien voraussetzt um einen Hütchen-Parcours in der schnellst möglichen Zeit zu fahren.
In den letzten Videos auf der Seite nennt es Clubman Swiss, den japanischen Fahrstil, da diese Motorsportart aus Japan kommt. Den Fahrstil der "Hütchen-Flitzer" kann man perfekt durch die engen Spitzkehren anwenden. Jedoch braucht es hier sehr viel Übung.
Wann wende ich nun welchen Fahrstil an?
Hierzu wird viel in den Videos erklärt und nicht jeder wendet bei derselben Kurve die gleiche Kurventechnik an, denn es hängt vom jeweiligen Fahrkönnen ab.
So machte in einem Video ein Motorradfahrer sogar einen Hang-off um eine enge Kehre am Stilfserjoch.
Mache nur das, wo Du dich sicher fühlst und lass dich nicht hetzen!
Es muss nicht jeder ein perfekter Hütchen-Flitzer werden, jedoch wollen wir alle sicher um die Kurven und wieder nachhause kommen.
Halte immer alles selber im Blick und verlasse Dich nie auf andere Verkehrsteilnehmer, denn wir Motorradfahrer ziehen dabei meistens den Kürzeren!!!
Ein Thema ist auch immer der Angststreifen bei den Motorradreifen, woran sich Motorradfahrer messen. Tastet euch langsam an die Schräglage heran, auch hierfür gibt es spezielle Schräglagentrainings.
Natürlich ist die Schräglage und das Herausbeschleunigen aus dem letzten Drittel der Kurve für viele Motorradfahrer das Salz in der Suppe. Doch muss man sich an die eigene Wohlfühl-Schräglage langsam herantasten.
Wenn Ihr im Motorradurlaub eine Woche oder länger auf den Passstraßen unterwegs seid, dann ergibt sich dies fast von selbst, da Ihr immer mehr Vertrauen gewinnt.
MOTORRAD
Die Hardware, das Motorrad selbst, sollte natürlich verkehrstüchtig sein (TÜV, Pickerl).
Wichtig ist der richtige Reifendruck, hier gibt es klare Angaben vom Hersteller, denn oft machen 0,2 bis 0,3 bar mehr oder weniger schon einiges aus.
Bei zu wenig Luftdruck fängt der Reifen an zu schwimmen und die Kurvenfahrt wird unsicher, bei zu viel Luftdruck kann sich der Reifen nicht richtig mit dem Asphalt verzahnen und man rutscht leichter weg.
Der Motorradreifen darf auch nicht zu alt sein, da mit den Jahren die Gummimischung zu hart wird und dadurch kein richtiger Grip mehr entstehen kann.
Die ersten Kilometer sollte man die Reifen auch etwas warm fahren, bevor man sich damit in stärkere Schräglagen begibt.
Wird oft vergessen! Nach Offroad Fahrten, wo man etwas Luft rauslässt, wieder den Reifendruck für die Straße herstellen!
Für die richtige Fahrwerkseinstellung gibt es bei den neuen Motorräder schon genug Helferlein, wer diese noch nicht hat, sollte sein Fahrwerk immer den Bedürfnissen anpassen.
Hier gilt es zu beachten, ob ich alleine, mit Sozia oder zusätzlich noch mit viel Gepäck unterwegs bin.
Bei einer längeren Motorradtour mit viel Gepäck, sollte man darauf achten, dass bei der Beladung das
Gewicht gleichmäßig
und nicht einseitig verteilt ist, denn das macht sich dann beim Kurvenfahren gleich bemerkbar. Das Topcase möglichst mit leichteren Sachen befüllen und auch nicht noch etwas Schweres auf das Gitter vom Topcase packen. Je höher aufgepackt wird, um so schlechter ist das Fahrverhalten und die Stabilität des Motorrades bei engen Kurven und Spitzkehren.
MOTORRADFAHRER
Wir sind sozusagen die Software für das Motorradvergnügen,
und wie eine Software ständig weiterentwickelt wird, so sollten auch wir uns ständig weiterentwickeln und unsere Fahrtechnik laufend perfektionieren.
Dass dabei eine richtige Motorradbekleidung sehr sinnvoll ist, steht wohl außer Frage. Ein Fahrvergnügen in T-Shirt und kurzer Hose ist nur so lange angenehm, bis man in einer Kurve wegrutscht.
Beim Motorradfahren ist ein freier Kopf ganz wichtig, damit man sich voll darauf konzentrieren kann. Die sogenannte Feierabendrunde um den Kopf vom Job freizubekommen ist daher nicht so sinnvoll, denn er sollte schon vor der Motorradtour frei sein.
Es werden auch hier spezielle Motorrad-Mentaltrainings angeboten um sich leichter zu konzentrieren, oder nach einem Motorradunfall wieder die Sicherheit zu bekommen.
Als Entspannungsübung bevor es losgeht, helfen auch Atemübungen. 4 bis 6 mal durch die Nase bis in den Bauch einatmen, die Luft ein wenig anhalten und dann die ganze Luft durch den Mund ausatmen. Vorsicht, nicht zu oft, sonst wird einem schwindelig. Aber mir hilft es um Kopfstress schnell abzubauen, Euch vielleicht auch.
Die ersten Kilometer sollte man nicht gleich aufdrehen, sondern die Kurven in normalem Tempo nach Schule fahren, damit man das richtige Gefühl bekommt, und dabei werden auch die Reifen aufgewärmt.
Ihr kennt das sicher auch, wenn auf einmal keine Kurve mehr so richtig läuft. Tipp! Runter vom Gas und ein paar Kilometer die Kurven nach Schule fahren und der Flow kommt wieder.
Das Achterfahren kann ohne wenig Aufwand auf einem Parkplatz trainiert werden und man erlernt dabei wichtige Grundlagen, die für eine bessere Kurvenfahrt benötigt werden. Für den einen ist die Linkskurve schwierig für den anderen die Rechtskurve. Beim Achterfahren trainiert man das Handling für beide Kurvenrichtungen innerhalb von 12 bis 20 Meter und muss sich nicht lange geeignete Kurven suchen.
Ihr müsst auch nicht immer 2 Pylonen für diese Übung mitschleppen, einfach einen Tennisball halbieren und schon habt Ihr zwei Anhaltspunkte für die Achterfahrt.
Die erste Ausfahrt sollte nicht gleich auf eure beliebte Motorradroute führen, sondern auf einen ruhigen Parkplatz, wo Ihr euch beim Achterfahren wieder an das Motorrad, Handling und Kurvenfahren gewöhnt.
Wie fahre ich die Linkskurve
Passt die Geschwindigkeit immer vor der Kurve an!
Ein leichter Druck auf die Hinterradbremse stabilisiert das Motorrad!
Wenn die Kurve einsehbar ist, immer schauen, ob größere Fahrzeuge, wie Bus oder LKW entgegenkommen, denn bei engen Kehren brauchen diese die ganze Fahrbreite. Bleibt dann weit genug vor der Kurve stehen, damit diese Fahrzeuge Platz zum Ausholen haben. Sie werden es Euch danken.
Die Linkskurve wird im äußeren Drittel angefahren, als Anhaltspunkt könnt Ihr die Fahrspur vom rechten Reifen bei einem Auto nehmen. Wenn man schon mehr Erfahrung hat, kann man auch noch näher am rechten Straßenrand fahren, doch Vorsicht, da liegt oft Split oder sonstiger Schmutz.
Nach dem Einfahren in die Kurve geht der Blick in Richtung Kurvenausgang und je nach Situation, ob etwas entgegenkommt oder nicht, zieht man am Kurvenausgang wieder zur Mitte der eigenen Fahrspur.
Eine große Bitte! Fahrt die Linkskurve bei engen Kehren und Spitzkehren möglichst weit außen, der von unten kommende Kollege wird es Euch danken, dass er genug Platz zum Hinterschneiden seiner Rechtskurve hat.
Abrupte Bremsmanöver mit der Vorderbremse möglichst vermeiden, wirklich nur in Notfällen!
Immer genug Abstand zum Vordermann halten und möglichst nie in einer Kurve stehenbleiben!
Wenn Ihr einer Kurve stehenbleiben müsst, verlagert das Gewicht in der Linkskurve auf die rechte Seite, dass Ihr mit dem rechten Fuß auf den Boden kommt, denn der linke Fuß ist in den meisten Linkskurven in den Alpen dann zu kurz.
Wie fahre ich die Rechtskurve
Auch hier gilt, die Geschwindigkeit immer vor der Kurve anpassen! Bei einsehbaren engen Kurven geht der Blick immer zuerst nach oben, ob größere Fahrzeuge entgegenkommen und man genug Platz zum Hinterschneiden hat.
Es ist keine Schande, wenn man vor der Spitzkehre stehenbleibt um den größeren Fahrzeugen von oben den notwenigen Platz zu lassen. DIE EIGENE SICHERHEIT STEHT IMMER AN ERSTER STELLE!
Bei Kurven mit einer Mittellinie wird die Rechtskurve im linken Drittel bis zur Mittellinie angefahren, der Blick geht zum Kurvenausgang und der Einlenkpunkt sollte möglichst spät gewählt werden, dass man so weit rechts wie möglich am Kurvenausgang rauskommt.
Ein leichter Druck auf die Hinterradbremse stabilisiert das Motorrad und lässt einem engere Radien fahren.
Schaut nicht in den Gegenverkehr, sonst zieht es Euch ganz automatisch Richtung Gegenfahrbahn, schaut dahin, wohin Ihr fahren wollt!
In engen Kehren aktiv schauen, dreht auch den Oberkörper mit und Ihr kommt besser um die Kurve.
Abrupte Bremsmanöver mit der Vorderbremse vermeiden!
Genug Abstand zum Vordermann einhalten, nie dicht auffahren!
Wenn Ihr trotzdem stehenbleiben müsst, verlagert das Gewicht in der Rechtskurve zur Straßenmitte, dass Ihr mit dem linken Fuß zum Stehen kommt, denn der rechte Fuß ist dann oft zu kurz!
Abrupte Bremsmanöver mit der Vorderbremse und falsches Stehenbleiben in der Kurve sind die Gründe für die meisten Umfaller am Stilfserjoch, oder auch auf anderen Alpenpässen.
KURVENELDORADO BUCHTIPP
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Wer so die Kurven und engen Spitzkehren fahren kann, hat wohl den Olymp des Kurvenfahrens auf Passstraßen erreicht.
Doch bedenkt, alles ist möglich und der Anfang einer perfekten Kurvenfahrt ist das Achterfahren!
DIE EIGENE SICHERHEIT STEHT IMMER AN ERSTER STELLE! Jeder ist selber verantwortlich und es lohnt sich dafür zu üben, dass man in einer sicheren Fahrlinie und mit Freude um die Kurven auf den Passstraßen kommt.
Ja, wenn man die Kurvenkünstler in den Videos sieht, dann denkt man, ich kann ja gar nicht richtig Motorradfahren.
Doch kein Meister fällt vom Himmel und alles beginnt mit selber üben. Nehmt Euch einfach ab und zu, und besonders vor der ersten jährlichen Ausfahrt, die Zeit und übt auf einem freien Parkplatz das Achterfahren, das Langsam-Fahren mit Hinterradbremse und Bremsmanöver.
Auch einen Stau kann man für das Üben vom Langsam-Fahren nützen!
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß beim Üben, bleibt einfach am Ball und Ihr habt schon bald noch mehr Freude beim Motorradfahren.
Gönnt euch auch mal ein spezielles Kurventraining und wenn Ihr davon auch nur eine Verbesserung eures Fahrstiles mit nach Hause nehmen könnt, dann seid Ihr auf dem richtigen Weg.
Übrigens, Tennisbälle für das Achterfahren findet Ihr oft hinter den Absperrzäunen von Tennisplätzen ;-)
Wir wünschen Euch allzeit gute Kurvenlage und freuen uns auf euren Besuch im KURVENELDORADO
Euer Kurt vom Kurveneldorado & Partner
Stilfserjoch, die Königin der Alpenstraßen, die ab und zu ganz schön zickig sein kann!
Das Stilfserjoch ist wohl eine der bekanntesten Alpenpässe im Alpenraum und der spezielle Straßenverlauf mit den engen Kehren und Spitzkehren zieht die Motorradfahrer aus der ganzen Welt an.
Mit dem traumhaften Bergpanorama und der Höhe bis auf 2.757 Meter zählt das Stilfserjoch zur Superlative der Passstraßen.
Dass hier viel los ist und ganz besonders an einem schönen Wochenende, versteht sich von selbst. Daher sollte man einige Regeln schon vorher beachten, dass man die Fahrt auch genießen kann.
Die Einfahrt in die erste Kehre sollte möglichst vor 9 Uhr oder nach 16 Uhr sein, dann kann man das Stilfserjoch noch mit weniger Verkehr genießen.
Zwischen 9.00 Uhr und 16.00 Uhr tummeln sich hier im Hochsommer und an den Wochenenden viele Radfahrer, Sportwagen, und auch Wohnmobile kämpfen sich über das Stilfserjoch, welche ab und zu in den Spitzkehren hängen bleiben. Auch der Linienbus und LKW´s kommen Euch entgegen.
Das wird dann zum Kampf in den engen Kehren und Spitzkehren. In jüngeren Jahren, als Unwissender, durfte ich es selber erfahren und ich muss Euch sagen, das wollt Ihr nicht erleben!
Deshalb solltet Ihr unbedingt mit dem Fahren von Spitzkehren vertraut sein und diese sicher fahren können.
Berücksichtigt man jedoch diese Dinge und ist mit dem Spitzkehren-Fahren vertraut, dann habt Ihr am Stilfserjoch ein besonderes Motorraderlebnis und könnt den Ausblick auf die Kurven von der Tibet Hütte genießen, oder Ihr gönnt Euch eines der schmackhaften Vinschgerl-Brote mit Bratwurst, Kraut und Zwiebel auf der Passhöhe.